Jungfrauzeit

Gedankenimpulse zur Jungfrauzeit – und das Thema Selbstoptimierung
 Die Sonne ist in die Jungfrau gewechselt. Passend dazu hörte ich zufällig im Radio einen Bericht über Selbstoptimierung – ein Thema, das mich schon seit vielen Jahren beschäftigt.
Doch was bedeutet Selbstoptimierung eigentlich?
Im Kern ist sie ein fortlaufender Prozess, bei dem Menschen versuchen, ihre Fähigkeiten und Eigenschaften in allen Lebensbereichen zu verbessern. Ziel ist es, das eigene Potenzial möglichst vollständig auszuschöpfen. Dies kann viele Facetten umfassen:
  • Körperliche Fitness: Ernährung, Sport, Schlafüberwachung.
  • Mentale Gesundheit: Stressbewältigung, Meditation, Achtsamkeit.
  • Berufliche Leistungsfähigkeit: Zeitmanagement, Weiterbildung, Produktivität.
  • Soziale Kompetenzen: Kommunikation, Beziehungen, Konfliktlösung.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Selbstbewusstsein, Motivation, Zielsetzung.
Die Motive dafür sind vielfältig: der Wunsch, besser zu sein als zuvor (und oft auch besser als andere), gesellschaftlicher Druck, das Streben nach Erfolg, Anerkennung oder einem längeren, gesünderen Leben. Dahinter steckt der Glaube, dass man durch Optimierung Kontrolle gewinnt – über sich selbst und über das Leben.
Früher begegnete uns dieses Idealbild vor allem in der Werbung – man denke nur an die strahlenden Familien in der Rama-Werbung, die scheinbar das perfekte Leben führten. Heute reicht ein Klick: Wir öffnen den Rechner oder scrollen durchs Smartphone, und schon sehen wir unzählige Menschen, die Sport treiben, sich gesund ernähren, ihre Glaubenssätze transformieren und ihr Mindset optimieren. Alles wirkt makellos – und gleichzeitig entsteht der Druck, selbst auch so leben zu müssen.
Doch genau hier beginnt die kritische Frage: Wo hört gesunde Entwicklung auf – und wo beginnt der Zwang zur Selbstoptimierung?
Auch ich ertappe mich oft dabei, wie ich mich mit anderen vergleiche, große Zweifel an mir habe und dann auf Social Media sehe, was „alles so geht“. Und dann denke ich: mmhh … bin ich genug? Gleichzeitig spüre ich aber auch, wie viel Sinn es macht, das Leben bewusst zu entschleunigen und in die Einfachheit zurückzufinden. Mich dem inneren „Gedöns“ zuzuwenden, wie ich es gern nenne. Denn in uns liegt ein optimaler Kern – und nur der hat für uns wirklich Gültigkeit.
Die Jungfrau-Energie, in der die Sonne nun steht, hat viel mit diesem Thema gemeinsam. Sie steht für Analyse, Ordnung und das Bedürfnis, Dinge zu verbessern. Richtig gelebt kann sie uns helfen, Strukturen zu schaffen, Klarheit zu gewinnen und das Leben einfacher zu machen. Doch im Schatten zeigt sie sich als Perfektionismus, als ewiges Gefühl, nicht gut genug zu sein, und als ständige Getriebenheit, sich selbst „reparieren“ zu müssen.
Social Media verstärkt diese Schattenseite. Täglich sehen wir scheinbar perfekte Menschen, die Sport treiben, sich gesund ernähren, ihre Glaubenssätze transformieren und ihr Mindset optimieren. Alles wirkt makellos – und gleichzeitig entsteht der Druck, selbst auch so leben zu müssen.
Eine Freundin erzählte mir dazu gestern von einem Podcast, der wunderbar in diese Jungfrau-Zeit passt. Darin wurde das Bild beschrieben, dass all dein inneres Wissen, das du über viele Jahre gesammelt hast, in Containern verladen wird, die nun auf einem LKW durch einen engen Kanal transportiert werden. Auf diesem Weg musst du gut aufpassen, dass links und rechts nichts herunterfällt. Du konzentrierst dich ganz auf deinen Weg – fokussiert, in Ruhe, Schritt für Schritt. Genau das ist die Energie dieser Tage: nicht alles gleichzeitig, nicht perfekt, sondern bewusst und achtsam das Wesentliche hüten.
Vielleicht ist es genau jetzt, in der Zeit der Jungfrau, wichtig, diesen Trend neu zu betrachten: Selbstoptimierung nicht als endlosen Zwang, besser zu werden, sondern als liebevolle Pflege unseres Alltags. Ordnung schaffen, ja – aber nicht, um einem unerreichbaren Ideal zu entsprechen, sondern um Raum für das Wesentliche zu gewinnen.
Selbstoptimierung im besten Sinne bedeutet nicht Perfektion, sondern Achtsamkeit. Es bedeutet, kleine Schritte zu gehen, die uns näher zu uns selbst bringen. Und manchmal heißt es auch, die Suche nach dem Optimalen loszulassen – und das Gute, das schon da ist, zu sehen und zu würdigen.
Gerade darin liegt die eigentliche Kraft der Jungfrau: im Erkennen des Alltäglichen, im Respekt vor dem Unscheinbaren und im Vertrauen darauf, dass nicht Perfektion, sondern Hingabe unser Leben heil macht.
©Iris Bachmann

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